Apollo, ein Boa constrictor Mann

Nach der Verführung durch die Schlange heißt es in Genesis 3,15 im sogenannten Proto-Evangelium:

Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen".

Die gewöhnliche Auslegung urteilt hier, dass Jesus dem Teufel den Kopf zertreten wird. Damit ist auch das Bild der Schlange als Symbol des Bösen (Teufel und Daimonia) erklärt.

Ich habe Apollo, eine männliche Boa constrictor, vor vielen Jahren erworben. Den Namen des griechischen Gottes, hatte ihm schon der Händler gegeben. Heute würde ich ihn nicht mehr kaufen. Nicht weil Schlangen zu bösartig sind, sondern weil es ein Wildfang aus Guyana war. Tiere sind besser in ihrer natürlichen Umgebung aufgehoben.

Sie sind in ihrem Leben völlig konträr zu Menschen. Es genügt ihnen, wenn sie alle paar Wochen fressen. Sie sind bekanntlich wechselwarm und existieren so zurückgezogen, wie für uns ein erfülltes Leben unvorstellbar wäre.

Hinzu kommt die Art der Ernährung, die auf Menschen oft abstoßend wirkt. Sie fressen nur ganze Tiere, wobei sie am Kopf beginnen müssen, damit sich Haare und Beine des Futtertieres an den Körper  anlegen. Weil das Tier größer ist als der Kopf der Schlange, müssen die Kiefer ausgeklinkt werden.

Meine Boa hat mehrere Monate lang die Futteraufnahme verweigert. Er hatte regelrecht Angst vor lebenden Tieren. Riesenschlangen sind nachtaktiv. Erst als ich Tiere getötet habe, hat er sie bei völliger Dunkelheit gefressen. Solange das Licht an war, hat er sich nicht gerührt. So ist es geblieben, solange er in meiner Pflege war. Ich habe ihm alle 3 Wochen eine aufgetaute tiefgefrorene Ratte gefüttert. Der Abstand hat sich verlängert, wenn die Häutung bevorstand, was alle 2 Monate der Fall war. Die Haut wird in einem Stück abgestreift, sogar die Haut über den Augen.

Es war für mich interessant, eine völlig andere Lebensform kennen zu lernen. Das Tier hat nie versucht zu beißen, selbst wenn ich ihn angefasst habe. Das Anfassen ist wichtig, damit sich ein junges, kleines Tier an den Menschen gewöhnt. Die Tiere haben Dutzende spitzer Fangzähne, womit sie in der Natur die Beute festhalten. Bei großen Tiere können die Zähne bis 1 cm groß sein. Zwar sind Riesenschlangen ungiftig, aber es ist in der Natur schon vorgekommen, dass Menschen tot gebissen wurden, ohne dass sie die gefährliche Umstrickung eingeleitet haben, um den Gegner zu ersticken. Sie müssen auch an den Menschen gewöhnt werden, damit sie als große Tiere nicht mehr auf die Idee kommen, den Menschen zu ersticken. Das ist schon passiert.

Die Schlange ist ein Tier und man sollte es auch so ansehen. Der Teufel dagegen ist die negative Macht, die gegen den Menschen steht.

Ich möchte mir die Fantasie für Lebensformen halten, die anders sind als wir. Die Schlange war das einzige Tier, vor dem ich mich geekelt habe als Kind. Als ich die erste Schlange angefasst habe, war der Ekel und ich war aus dem Gefängnis einer schlechten Vorstellung (Vorurteil !) gestreift. Denn die Schlange war nicht glitschig, sondern trocken und sogar warm, weil sie auf der Heizung gelegen hatte. Ich war als Kind begeisterter Aquarianer und jetzt war ich frei, andere wechselwarme Tiere als Tiere zu sehen und nicht als Monster.

Übrigens hat sogar Mose sich mit Schlangen beschäftigt. Er hatte einen Stab, der zur Schlange werden könnte. Vielleicht kann man es Gaukeln mit einer Giftschlange nennen, wie ich es schon gelesen habe. Ich tue es nicht, weil die Bibel es nicht so sagt und ich habe großen Respekt vor der Bibel habe. Es mag sein, es ist in meinen Gedanken, aber nicht als wahr abgespeichert.

Mit diesen ganzen Ausführungen möchte ich verständlich machen, warum man Schlangen nicht verteufeln soll.